Am Rande des Abgrunds der IT

So unser Hubert hat sich ja schon lange nicht mehr hier blicken lassen, weil er immerzu im Dienste seiner Kunden unterwegs ist, IT Systeme betreut, wartet, repariert, um neue Funktionen erweitert, Kunden mittels tiefenpsychologischer Tricks „Des homma glei“ (=Das machen wir sofort, alles kein Problem) beruhigt und deswegen sein Privatleben gegen 0 zurückgefahren hatte.
Warum arbeitet Mann / Frau in der IT so viel:

  1. Weil es die Auftraggeber / Arbeitgeber erwarten. Deshalb verdient man in der IT auch so gut. Kunststück ist das keines.
    7 days a week12 Stunden pro Tag, 7 Tage die Woche, 28 Tage im Monat. In den Monaten mit mehr als 28 Tagen, nutzt der typische Admin die 2 oder 3 Tage um für seine Auftraggeber / Arbeitgeber die Software zu programmieren, die so speziell ist, dass man sie nicht einfach von der Stange kaufen kann.
    Das ist auch kein Problem, denn jeder IT Techniker muss sowohl Windows Client / Server warten können, umfassende Kenntnisse in Oracle DB mitbringen, sämtliche Linuxderivate ohne grosse Zeitverzögerung installieren und konfigurieren können, nebenher sämtliche Software die eine Firma so braucht in allen ihren Feinheiten bedienen und warten können, damit er natürlich alle anderen Mitarbeiter in deren Verwendung entsprechend schulen kann.
    In seiner „Freizeit“ bildet er sich auf eigene Kosten weiter um auf dem neuesten Stand zu bleiben und vernachlässigt konsequent seine Familie.
  2. Weil er wie viele seiner Kollegen zu blöd ist sein Diensthandy in seiner Freizeit abzuschalten, denn ein Admin muss eh nicht so viel arbeiten, aber im Notfall immer erreichbar sein, um einem Kunden, oder seinem Arbeitgeber am Sonntag nachmittag erkären zu können, warum es passieren kann, dass das Mail mit den 25 Urlaubsfotos von Bali, in höchster Auflösung, das der Einfachheit halber nicht nur an die Schwiegereltern, sondern an alle Outlook Kontakte in cc verschickt worden war (waren ja nur 864 Kontakte) irgendwie nicht überall angekommen ist. Ausserdem steht der Exchange „Schau wieda“ (=schon wieder)
  3. na weil eben der Verdienst so super ist, denn bei rund 11,00 € netto pro Stunde beleiben bei den Stunden laut Punkt 1 zwischen 3500 und 4000 € netto im Börsel. Das ist für alle eine WinWin Situation.
    • Der Arbeitnehmer / Auftragnehmer verdient super, überspringt den nahenden Burnout und wechselt nahtlos zum Blow up (=eahm zreists afoch). Somit hat er sein ganzes Leben lang super verdient.
    • Der Staat profitiert, da keine weiteren Sozialleistungen oder Transferzahlungen anfallen und
    • der oben erwähnten vernachlässigten Familie fällt das Ableben kaum auf, weil der IT Superwuzi Admin ja eh nie mehr daheim war, seit er das neue Sofa im Büro hatte.
    • Der Arbeitgeber / Auftraggeber sucht sich einfach einen neuen jungen unverbrauchten, lernwilligen, flexiblen Absolventen. Der kleine Nachteil ist, dass diese jungen Leute keine 20 Jahre Berufserfahrung haben, aber das lässt sich lösen, indem sie in der Firma die das Supergehalt verspricht zu zahlen, zuerst ein kleines 8 monatiges Praktikum absolvieren, für das sie nicht mal bezahlen müssen.

espressoGottseidank ists beim Hubert noch nicht so weit, weil er ausgiebig schläft, mit wenig Gehalt ganz zufrieden ist, sehr sparsam ist, kaum kostspielige Laster hat, er nix sauft, den Nikotinkonsum hat er auch zurückgefahren und er ernährt sich ein wenig gesünder, ißt regelmässiger und von den 12 Espressi sind kaum noch 6 pro Tag übrig.

Diese Vernunft, oder besser dieser Anflug von Vernunft war nicht immer da; nein sie ist quasi über Nacht gekommen, eine Eingebung, eine Erscheinung im Traum, die gesagt hat: „Hubert des is ned gsund, bis in die Nocht arbeiten, schnell und hastig Fast Food vom Chinesen, oder vom grossen amerikanischen Restaurant mit dem goldenen Bogen runterwürgen (die Kuh ist aus Austria und natürlich gütegesiegelt, beim chiesischen Essen will mans eh nicht wissen wo´s herkommt) und mit 3 Kaffe im Magen fixieren“ (Man bedenke Fast Food schnell runterwürgen ist ja dann doppelt fast und doppelt ungesund oder?)

Um das Ganze auch nach dem Aufwachen nachhaltig in Huberts Geist zu verankern, hat diese nette Traumerscheinung ihre Empfehlungen am nächsten Morgen mit einer Gallenkolik unterstützt, damit der Hubert ja nimmer vergisst was er so ändern muß.
Wobei der Tag in der Notaufnahme, das lange Gespräch mit dem zuständigen Arzt, der gedünsteten Fisch, ebenso zubereitetes Gemüse und gar keinen Kaffee empfohlen hatte, fast schon wieder ein bisserl im Dunkel der Zeit verschwimmen.
Ganz ehrlich die Nahrungsempfehlung ist aber auch so was von fad und grauslich, die muß der Hubert ja verdrängen, sonst ist er der erste ITler, der ned „outburned oder „blowuped“ sondern einfach nur eingeht, weil er nix Gscheites mehr zum Essen kriegt.

fruchtkorbGottseidank bringt dem Hubert da seine Nachbarin, die Babsi den notwendigen Sonnenschein ins Leben. Erstens weils ihn ab und zu mit gutem, aber trotzdem gesundem Essen aufpäppelt, zweitens weils sie saugut ausschaut und drittens genau weiss, wann sie ihn mit „Computersachen“ nicht nerven darf.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert